Während Gott und die Welt alljährlich im Sommer den weiten Weg in den hohen Norden nach Norwegen pendelt um dort einige der mit Sicherheit besten Bäche der Welt zu paddeln, musste dieses Jahr, aufgrund der bevorstehenden Freestyle EM und damit nur knapp zwei Wochen Freizeit, eine näher gelegene und qualitativ vergleichbare Destination gefunden werden.

Nach kurzer Überlegung viel die Wahl auf die Französischen Alpen die durch einen vergleichbar kurzen Anfahrtsweg, potentiell gutes Wetter, einer hohen Dichte an Bächen und nicht zuletzt kulinarischen Highlights punkteten. Zudem war es an der Zeit ein länger gehegtes Projekt die „Gorge du Verdon“ anzugehen!

Wir starteten unsere kleine “Tour de France” mit einem Freestyle Kurs im „Parc des Eaux Vives“ in Huningue. Sonnenschein und warmes Wasser machten den Paddelspaß perfekt und so wurde jede Lücke zwischen den Hydrospeed-Schwimmern genutzt um an Spins, Cartwheels und Loops zu feilen.

Von Huningue ging´s weiter ins Durance-Tal. Hier zeigte sich, dass sich nicht wie anfänglich vermutet 99% aller Paddler im Sommer in Norwegen herumtreiben sondern auch ein beachtlicher Anteil die Reise nach Frankreich antritt. Insbesondere Italiener, Holländer und deutsche Paddler waren hier zuhauf auf der Durance, und den umliegenden Flüssen wie Guil, Guisanne, Gironde oder der Ubaye anzutreffen. Bleibt noch zu klären wo all die Französischen Paddler waren?!

 

Doch das eigentliche Ziel unserer Tour hatten wir noch nicht erreicht. Also packten wir unsere Sachen und fuhren über die traumhaft schönen Col de Var und Col de Cayolle bis ins Var-Tal. Dort bescherte uns der kurze Run durch die roten Felsen der Gorge de Daluis das erste imposante Schlucht Erlebnis. Pünktlich am darauffolgenden Montagnachmittag erreichten wir die kleine Stadt Castellane im Tal des Verdon. Ein kurzer Check bei den örtlichen Raftunternehmen brachte tolle Neuigkeiten – in dieser Woche gab es nicht nur Dienstag und Freitag einen Wasserablass durch die Gorge du Verdon sondern es wurde zusätzlich am Mittwoch abgelassen – es lagen also 2 Tage Paddeln durch eine der eindrücklichsten und größten Schluchten Europas vor uns! :)

In der Hoffnung noch andere Paddler für den gemeinsamen Paddelspaß zu treffen und unser kleines Shuttle Problem mit nur einem Auto zu lösen suchten wir uns einen Campingplatz und hatten auch sogleich Glück. Wir trafen den Oberösterreicher Tom, den wir in diesem Sommer zufälligerweise schon ein paar Mal an den unterschiedlichsten Orten getroffen hatten. Auch er war auf der Suche nach Mitpaddlern und so starteten wir zu dritt unser kleines Abenteuer durch den “Grand Canyon du Verdon”.

Der Fluss mäandert, mit bis zu 700 Meter hohen Canyon-Wänden eingerahmt, über 24 Kilometer durch eine Schlucht, welche sich an den einigen Stellen bis auf wenige Meter verengt. Über weite Strecken bietet sich dem Paddler meist leichteres Wildwasser, das sich mit verblocktem Stellen bis hin zum vierten Schwierigkeitsgrad abwechselt. Die meisten Stellen sind gut im “read-and-run” Stil zu meistern oder durch einen Blick über die Schulter aus dem letzten Kehrwasser zu überblicken. Dennoch birgt die Verdonschlucht mit zahlreichen Siphonen erhebliche Gefahren falls die Optimal-Linie verpasst, oder die falsche Einfahrt im oftmals labyrinthartigen Irrgarten aus Felsen genommen werden sollte. Zu den Höhepunkten der landschaftlich spektakulären Fahrt, zählen mit Sicherheit die Befahrung der “unterirdisch” verlaufenden Teilstücke.

 

Insbesondere eine Stelle, genannt „Imbut“, ein riesiger Siphon, den man bis kurz vor seinen Ausgang durchpaddeln kann (kein Treibholz vorausgesetzt), sorgt dann doch für einen leichten Nervenkitzel bei der Einfahrt und ein einzigartiges Naturschauspiel innerhalb der „Höhle“. Als netter Nebeneffekt lässt sich das ansonsten sicherlich mühsame Umtragen der Stelle, durch einfaches Überheben einer kleineren Felsbarriere umgehen.

 

Nach etwa viereinhalb Stunden erreichten wir den See  und etwa eine dreiviertel Stunde später die Brücke am Ausstieg. Dort ließen wir uns unsern mitgenommen Proviant  Spaghetti mit Crevetten vom Vortag  schmecken. Ein angemessenes Ende eines eindrucksvollen Tages! Achja, und das Gleiche dann am nächsten Tag noch mal  mit grünerem Wasser, da kein Regen während der Nacht!

Always remember: „Second run, double the fun!“